Wie geht Contest?
Gelegenheitskicker in der Bundesliga?
Wie wäre es, wenn alle Spiele einer Fußball-Bundesliga-Saison gleichzeitig austragen würden? Auf einem entsprechend großen Platz, mit vielen Bällen, in einem Spiel-Marathon von 1 oder 2 Tagen? Während die Bundesliga-Vereine um den Meistertitel kämpfen, schlendern immer wieder neue (nicht besonders sportliche) Menschen über denselben Platz. Sie werden sofort freundlich ins Geschehen integriert und mischen mit, einige Minuten oder Stunden, so lange (oder kurz) sie Lust haben.
Das geschilderte Szenario wirkt surreal, einem wirren Traum entsprungen. Im Fußballsport ergäbe so etwas überhaupt keinen Sinn. Dagegen funktionieren unsere Amateurfunk-Conteste tatsächlich ganz ähnlich, und sie funktionieren gut so!
Denn im funksportlichen Wettkampf stehen unsere Spitzenteams vor der Aufgabe, mit vielen, vielen Stationen Verbindungen aufzunehmen. Die paar QSOs direkt zwischen diesen Teams spielen da keine große Rolle. Das Volumen, das über Sieg oder Niederlage entscheidet, bringen wir, das „Fußvolk“. Deshalb sind auch Gelegenheitsfunker im Contest herzlich willkommen!
Wer ein paar Viertelstunden in einen der großen Conteste einsteigt und dabei „ein paar Pünktchen verteilt“, tut ein gutes Werk und hat sich um den Contest verdient gemacht. Dieser Blogpost will genau dazu motivieren sowie darüber informieren, was dazu nötig ist - und was nicht.
Contest - was spricht dafür?
Wer an einem Contest teilnimmt, muss nicht unbedingt auf ein gutes eigenes Ergebnis in der Wertung aus sein. Es gibt eine Menge weiterer guter Gründe für die Teilnahme:
- Jemand möchte einmal im Leben an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Bei der Funkerweltmeisterschaft kein Problem!
- Ich persönlich finde es amüsant, im Bekanntenkreis fallen zu lassen, dass ich regelmäßig an der Weltmeisterschaft der Funkamateure teilnehme. Tatsächlich finde ich es großartig (und erzähle es auch gerne im Fortgang einschlägiger Gespräche), dass im Amateurfunk eine Teilnahme ganz normaler Leute an der Weltmeisterschaft nichts Besonderes ist.
- Jemand mischt aus Sympathie mit den ernsthaft am Contest teilnehmenden Stationen mit, um sie zu unterstützen.
- Oder schlicht aus Neugier (die dieser Blogpost gerne wecken möchte): Wie fühlt sich Contestteilnahme an? Ausprobieren macht klug!
- Weiter bieten Conteste manchmal Stationen, die vielleicht noch fehlen in der eigenen Sammlung, zum Beispiel für angestrebte Diplome.
- Gelegentlich tritt im Contest eine DX-Öffnung auf, die auszunutzen einfach Spaß macht – und wenn „nur“ ein Nordamerika-QSO auf das andere folgt “wie beim Brezelbacken”.
- Weiter bieten Conteste Pileups in verschiedenen Gewichtsklassen. Wer auf Pileup keine Lust hat, dreht einfach weiter. Aber Interessierten bietet sich eine gute Gelegenheit, Taktiken auszuprobieren, ein Pileup zu knacken.
- Ich persönlich habe meinen Spaß daran, in Contesten Grenzen meiner Station auszuloten. Zum Beispiel bringt meine QRP-Ausrüstung mangels großer Antennen auf dem 160 m-Band vermutlich nur ein paar 100 mW EIRP in die Luft. In Contesten gelingen mir zu nächtlicher Stunde trotzdem immer mal wieder einzelne 160 m-QSOs.
2/3 loggen nicht
Wer neugierig geworden ist und sich über Conteste informiert, stößt unweigerlich auf das Thema „Loggen“.
Die Contestausrichter geben eine Menge hilfreicher Hinweise, wie, wo und bis wann das Log jeweils zu erstellen und abzugeben ist. Aber muss das überhaupt sein? Klares Jein!
Das eigene Log abzugeben ist notwendig für alle, die an einem Contest auch offiziell teilnehmen und gewertet werden möchten. Aber für alle anderen? Wer auf Teilnahmeurkunde, personifizierte Auswertung, Rang und Platzierung verzichtet, kann durchaus QSOs zum Contestgeschehen beitragen, ohne deshalb ein Log abgeben zu müssen. Die QSO-Partner haben keinen Nachteil davon.
Contestteilnahme ohne Logabgabe ist gerade bei den großen Contesten vollkommen normal und üblich: Zum Beispiel gingen nach dem 2023er WAG-Contest 2276 Logs ein. Aus diesen Logs ging hervor, dass 6633 Rufzeichen im Contest aktiv waren (siehe Seite des Contestreferates zum WAG). Mit anderen Worten: Etwa 2/3 der WAG-Stationen 2023 haben kein eigenes Log abgegeben.
Die folgende Graphik verdeutlicht, dass dies vor allem die vielen Stationen waren, die einzeln jeweils nur relativ wenige QSOs zum Contest beigetragen haben, also die Contest-“Laufkundschaft“.
Am Contestgeschehen nehmen viele „kleine“ Stationen aktiv teil, von
denen jede nur eine Handvoll QSOs beisteuern. Hier eine Analyse der
öffentlich verfügbaren Logs des
WAG
2023. Der untere, blaue Teil jedes Balkens steht für abgegebene Logs,
der obere, orange für zusätzliche Rufzeichen, die nur in den Logs
anderer auftauchen, ohne, dass für sie eigene Logs abgegeben wurden.
Was wird gebraucht?
Es muss also weder ein Spitzen-Op sein noch ein abgebbares Log führen, wer am Contest teilnehmen will. Was dann?
Um im Contest mitzumischen, sollte ich vor allem wissen, wie ein Contest-QSO geht. Das ist glücklicherweise recht simpel und überschaubar.
Die Station am anderen Ende des Contest-QSOs braucht genau zwei Dinge von mir: Mein Rufzeichen und die sogenannte „Contest-Exchange“. Beides muss ich übertragen, aber das war es dann auch schon.
So weit, so gut - aber was genau ist eine „Contest-Exchange“? Da kann sich jeder Contestausrichter für den eigenen Contest etwas eigenes ausdenken. Relativ häufig werden laufende QSO-Nummern von mindestens drei Stellen Länge verlangt: Im erste QSO im Contest die Nummer 001, im zweiten 002 und so weiter. Bei einigen Contesten, die der DARC ausrichtet, geben ausländische Stationen so eine laufende QSO-Nummer, während wir deutschen Stationen statt dessen unseren DOK als Contest-Exchange übertragen. Was konkret gebraucht wird, steht in der Ausschreibung des jeweiligen Contests.
Die Contest-Exchange der Championship
Besonders angenehm ist die Contest-Exchange der Weltmeisterschaft, der “IARU HF World Championship”. Denn die Exchange, die eine Station sendet, bleibt über die ganze Contestdauer hinweg gleich. Da kommt mensch nicht durcheinander beim Senden und kann notfalls beim Empfang ein paar QSOs abwarten, um mitzukriegen, was die ferne Station sendet.
Im Detail
- senden teilnehmende Nationalmannschaften die Abkürzung für den nationalen Amateurfunkverband,
- während wir vom Fußvolk als unsere Contest-Exchange eine Zahl senden, nämlich die eigene ITU-Zone. Für Stationen in Deutschland und in einigen anderen mitteleuropäischen Ländern ist das die 28.
Contestausschreibung – oh, weh!
Natürlich ist die Ausschreibung des Contestveranstalters die maßgebliche Quelle für die Contest Exchange und alle anderen Informationen rund um den Contest. Die Ausschreibungen großer und vieler kleiner Conteste finden sich über den DARC Contestkalender. Wer Probleme mit dem Englischen hat, findet dort auch deutsche Zusammenfassungen.
So eine Ausschreibung bietet normalerweise einen ganzen Schwall von Regeln und Hinweisen.
Wer sich davon erschlagen fühlt, kann sich die Sache wesentlich erleichtern durch die Entscheidung, selbst kein Log abzugeben. Denn wer kein Log abgeben will, kann das Meiste aus der Ausschreibung ignorieren. Wichtig bleiben in der Regel nur die folgenden vier Informationen, die aus der Ausschreibung zu fischen sind:
- Zunächst der genaue Zeitraum, in dem der Contest veranstaltet wird.
- Zweitens die erlaubten Bänder und die erlaubten Frequenzen innerhalb dieser Bänder (manchmal eingeschränkt, zum Beispiel beim WAG; und der zuständige Bandplan gilt immer).
- Drittens die Contest-Exchange
- und viertens, wie oft jede ferne Station gearbeitet werden darf. Üblich ist, dass dieselbe Station in jedem Band neu gearbeitet werden darf und (bei Mixed-Mode-Contesten) sogar im selben Band jeweils einmal in Phonie und einmal in CW.
Das Contest-QSO
Da nur Rufzeichen und Contest-Exchange übertragen werden, ist ein typisches Contest-QSO eine schlanke, unkomplizierte Angelegenheit. Es läuft nach immer gleichem Schema ab. Ein typisches Beispiel zeigt die folgende QSO-Ablaufgraphik. Gezeigt wird ein CW-QSO; aber in Phonie geht das völlig analog.
Im Einzelnen:
- Die CQ rufende („running“) Station signalisiert, dass sie Contest-QSOs führen will, indem sie entweder das allgemein „TEST“ in den CQ-Ruf integriert oder, wie hier gezeigt, den Namen des Contests (hier “WAG”).
- Die anrufende (“search & pounce”) Station nennt ihr Rufzeichen. Einmal. Das reicht.
- Die (vorher) CQ rufende Station wiederholt das Rufzeichen und gibt die “599” (oder “59” in Phonie) und die Exchange.
- Die anrufende Station gibt ihre Exchange (vielleicht noch mit einem vorangestellten “r” oder, in Phonie, “roger”).
- Die (vorher) CQ rufende Station quittiert mit einem “tu” oder “73” und geht zum nächsten CQ-Ruf über.
Gutes Benehmen
Sich im Contest gut zu benehmen ist nicht kompliziert. Wer schon seit Jahr und Tag dabei ist, macht vermutlich sowieso alles richtig.
Im Folgenden gebe ich in vielen Einzelheiten meine Meinung ab zum guten Benehmen im Contest. Ich tue das hauptsächlich für diejenigen, die neu ins Contestgeschehen einsteigen wollen, aber auch für Erfahrene, denen es Spaß macht, mal über Selbstverständlichkeiten nachzudenken.
- Um sich gut zu benehmen, sollte A1BC sich zunächst vergewissert haben, dass die Frequenz für diesen Contest erlaubt ist, ehe das erste „CQ A1BC WAG“ gerufen wird. Dasselbe erwarte ich auch von DL1XYZ vor der ersten Antwort. (Ruft eine Station übrigens auf einer nicht zugelassen Frequenz, ist es erfahrungsgemäß vergebliche Liebesmüh, sie darüber informieren zu wollen. Also einfach selbst weiterdrehen, bis erlaubte Frequenzen erreicht werden.)
- Wer eine passende rufende Station gefunden hat, sollte auf das CQ frühestens antworten, wenn das Call dieser Station vollständig aufgenommen wurde.
- Und es sollte vor dem Anruf sichergestellt werden, dass die Verbindung für den Contest zählt.
Der letzte Punkt kommt es hauptsächlich darauf an, doppelte Verbindungen zu vermeiden. Dasselbe Call im selben Band mit derselben Übertragungsart zu arbeiten produziert ein nutzloses „Dupe“.
Es muss nicht gleich ein ausgewachsenes Contestlog sein, aber irgendeine Buchführung kann hilfreich sein, Dupes zu vermeiden. Für kurze Contestteilnahmen reichen ein paar Notizen auf einem Zettel. Alternativ ist relativ sicher davor, Dupes zu produzieren, wer jedes Band „in einem Rutsch“ nur einmal und nur in einer Richtung durchkurbelt. Denn die Running-Stationen ändern ihre Frequenz normalerweise eher selten und langsam.
- Soll eine Station gearbeitet werden, so ist die sachgerechte Antwort auf ihr Contest-CQ (um auf das Beispiel zurückzukommen) schlicht „DL1XYZ“: Nur einmal, nur das eigene Rufzeichen, fertig. Mehr ist nicht nötig.
Wenn A1BC das Call „DL1XYZ“ nur teilweise aufgenommen hat, wird üblicherweise dieser Teil zurückgesendet, also „DL1“ oder „XY“ oder ähnlich.
-
Das bedeutet für alle anderen Stationen (ohne „DL1“ bzw. „XY“ im Rufzeichen), dass sie schweigen und abwarten sollen, bis die Verbindung mit DL1XYZ beendet ist.
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Im jedem laufenden Contest-QSO gilt das grundsätzliche Prinzip „erst weiter, wenn alles ok“. Das bedeutet hier, dass A1BC erst das Rufzeichen aufnimmt, ehe von dort „DL1XYZ 599 085“ gesendet wird.
59 / 5NN und sonst nix
An dieser Stelle sei auf eine Besonderheit in fast allen Kurzwellencontesten hingewiesen: Im normalen QSO wären „59“ in Phonie bzw. „5NN“ in CW (abgekürzt gegeben, aufzuschreiben als „599“) ein Rapport. Und im normalen QSO wären hier auch andere Zahlen denkbar.
Im üblichen Kurzwellencontest ist beides nicht der Fall. Hier dient diese Zahlenfolge längst nicht mehr als Rapport, sondern nur noch als eine Art Achtung-Signal: „Aufpassen! Die wichtige Information, die Context-Exchange, kommt als nächstes!“
Wer hier etwas anderes als 5NN bzw. 59 sendet, benimmt sich tatsächlich daneben. Denn im normalen KW-Contest sind detailierte Rapporte genauso unerwünscht wie es Informationen wären über Namen, Standort, Wetter, Stationsausrüstung, Antenne oder was sonst gerne ausgetauscht wird. Wer unerwünschten Informationen sendet, verschwendet die Zeit der Gegenstation, benimmt sich daneben und macht sich unbeliebt.
Das gilt für normale KW-Contest. Es gibt wenige Ausnahmen: Mir geläufig sind die Conteste der QRP Community, bei denen der Austausch von Rapporten erwünscht ist. Solche Ausnahmen sind daran zu erkennen, dass in den Ausschreibungen Beispiele vorkommen mit anderen Zahlen als 59 und 599.
Korrektes Call?
Wenn A1BC das Call hat oder zu haben glaubt, ist für DL1XYZ der Moment gekommen, aufzupassen wie ein Luchs: Wird das Call richtig zurückgegeben? Auch hier greift wieder das allgemeine Prinzip „erst weiter, wenn alles ok“. Sendet also A1BC zum Beispiel „DL1XY 599 085“, so sollte DL1XYZ um Himmels willen noch nicht „599 F76“ geben (wenn „F76“ der DOK und damit die WAG Contest-Exchange von DL1XYZ ist), sondern einfach eine Stufe zurückgehen und das eigene Rufzeichen wiederholen: „DL1XYZ“, jetzt ein oder auch zwei Mal, und dann abwarten, ob nun (hoffentlich) „DL1XYZ 599 085“ kommt.
Bin ich mir nicht sicher, ob mein Rufzeichen richtig angekommen ist, kann ich es entweder drauf ankommen lassen oder ich bitte „again“ (in CW: „agn“).
Andererseits ist das eigene Rufzeichen nur bei tatsächlichen Korrekturbedarf zu wiederholen! Hatte A1BC es bereits richtig erfasst, so führt ein erneutes Senden dort bestenfalls zu einer kurzen Verwirrung („Hä? Hatte ich doch!“). Brauchte es mehrere Anläufe, bis das eigene Call richtig empfangen wurde, ist ein erlösendes „confirm!“ (in CW “cfm”) angebracht, auf das hin A1BC seine Contest-Exchange geben wird.
Hat DL1XYZ das eigene Rufzeichen richtig rausgehört und auch die Contest-Exchange von A1BC aufgenommen, so kommt als eigene Contest-Exchange nun noch „599 F76“. Wurde das richtig empfangen, sollte A1BC das QSO abschließen mit „thank you“ (CW: „tu“) oder mit „73“, woran sich der nächste CQ-Ruf in der Regel nahtlos anschließt. Gibt A1BC den Versuch auf, die Contest Exchange aufzunehmen, so ist ein „sorry“ (CW: „sri“) üblich.
CW Affentempo
Was auf der anderen Seite des QSOs ohnehin nicht empfangen werden kann, brauche ich erst gar nicht zu senden.
Diese simple Überlegung führen zur wichtigsten Benimmregel für CWisten: Mit dem Tempo wird ggf. heruntergegangen auf die Geschwindigkeit der langsameren Station. Wenn weiter jede Station nur so schnell gibt, wie sie selbst aufnehmen kann, wird CW-Geschwindigkeit nie zum Problem.
Leider wird in Kurzwellencontesten gegen diese CW-Benimmregel flächendeckend verstoßen. CQ rufende Conteststationen gehen fast nie auf das Tempo sie anrufender langsamerer Stationen herunter. Warum eigentlich nicht? 🤷 Ich weiß es auch nicht. Ich persönlich tue das, und freue mich sogar jedes Mal besonders, wenn QSOs mit langsamen Stationen gelingen.
Obendrein sind Contest-CWisten oft enorm schnell unterwegs: Geschwindigkeiten von 100 BpM sind im Contest eher langsam, 120 oder 150 BpM keine Seltenheit. Wer gerade erst Morsen gelernt hat, eigentlich noch irgendwo bei 60 bis 80 BpM unterwegs ist und trotzdem morsend an einem Contest teilnehmen will - was tun? Erstaunlicherweise funktioniert das tatsächlich relativ oft! Dazu folgende Hinweise:
- Zunächst gibt es Conteste, bei denen ziviles Morsetempo doch nicht gar so unüblich ist. Schon seit Jahren sind die Conteste der QRP Contest Community für relativ entspannte Atmosphäre und relativ entspannte Geschwindigkeiten bekannt. Das DARC Contestreferat hat sich ebenfalls dieses Problems angenommen und bietet einen eigenen CW-Ausbildungscontest an, bei dem um mäßige Geschwindigkeiten gebeten wird.
- CW Dekodierungssoftware für den Computer ist beim Umgang mit
schnellem Morsen sehr hilfreich. Allerdings kommen die gängigen
Programme bei gestörten Signalen an die Empfindlichkeit manuellen
Lesens bisher nicht heran, aber immerhin lesen sie vieles. Es gibt
verschiedene Software, die das leistet. Ich selbst nutze und empfehle
das Open Source Programm
fldigi
, erhältlich über die (http-ohne-s 🙄) Seite http://www.w1hkj.com/.
Und dann geht im Contest oft überraschend viel mehr als bei normalen QSOs, gerade weil Contest-QSOs sehr simpel und vorhersehbar ablaufen.
Ich rate dazu, eine CQ rufende Station mit noch halbwegs erträglichem Tempo zu suchen, die lautstark und stabil einfällt. Indem QSOs dieser Station belauscht werden, lässt sich die nötige Information nach und nach zusammenpuzzeln. Gebraucht wird wenig genug: Das Rufzeichen und welche Exchange die Station als nächstes geben wird. Die Weltmeisterschaft mit ihren immer gleichen Exchange-Informationen ist da besonders angenehm.
Wer sich nun zutraut, mit Softwarehilfe oder selbst das eigene Rufzeichen heraus zu hören, kann es wagen, in ein QSO einzusteigen. Gegeben werden kann getrost im eigenen, langsamen Tempo. Häufig wird das QSO zustande kommen!
Es ist tatsächlich erstaunlich und auch beglückend, welche Geschwindigkeiten im Contest noch „gehen“, die im normalen QSO völlig unerreichbar wären.
Uniques
Eine etwas subtilere (und weniger wichtige) Benimmregel im Contest lautet: Möglichst nicht nur ein QSO führen, sondern eine kleine Anzahl, mindestens zwei oder drei, mit verschiedenen Stationen. (Oder eben doch ein Log abgeben, das geht auch.)
Wer in einem Contest nur ein einsames QSO führt und kein Log abgibt, hinterlässt eine Spur von eben nur einem geloggten QSO. Ein Rufzeichen, das in nur einem QSO auftaucht, ist aus Sicht des Contestausrichters ein „Unique“. Erfahrungsgemäß sind etwa drei Viertel der Uniques keine tatsächlichen Rufzeichen, sondern nachweisbar das Ergebnis von Übertragungsfehlern. Beim restlichen Viertel ist es unklar. (Meine krude Auswertungssoftware, mit der ich die obige Graphik erstellt habe, akzeptiert naiv alles, was in irgendeinem Log steht. Sie fand 5936 Uniques. In der offiziellen Auswertung des Ausrichters blieben nach umfassender Fehleranalyse davon nur 1404 übrig.)
Wer übrigens in einem Contest ein Log einreicht, bekommt in der Regel (irgendwann) vom Ausrichter einen Bericht. In dem sind sowohl die eigenen Fehler verzeichnet als auch Uniques, die (nur) im eigenen Log auftauchen. Nun führen Uniques nicht zu Punktabzügen (solange die Software des Ausrichters vorsichtig arbeitet und keine „Fehler“ erkennt, die keine sind). Aber ein nagender Zweifel bleibt: Vielleicht war das Rufzeichen doch falsch aufgenommen?
Aus diesem Grund handelt freundlich, wer zu einem Contest mehr als nur ein QSO beiträgt: Zwei oder drei dürfen es schon sein.
Übrigens gilt es als unsportlich, wenn jemand zwar mehrere eigene QSOs führt, aber alle nur mit ein und derselben Gegenstation (z.B. auf verschiedenen Bändern).
Checklog?
Es ist auch möglich, beim Contestveranstalter ein Log abzugeben, das nicht in die Wertung eingeht und übrigens auch nicht veröffentlicht wird. Es stellt aber der Auswertungssoftware des Veranstalters zusätzliche Informationen zur Verfügung.
Ich persönlich kann mich nicht erinnern, schon mal ein Checklog abgegeben zu haben. Ich würde das dann tun, wenn ich mich während des Contests an eine Contestregel nicht gehalten habe und mich daher selbst disqualifizieren möchte.
Der erste Contest
Ich hoffe, dass dieser Blogpost Lust macht, es tatsächlich einmal mit einem Contest zu versuchen. Für Inhaber von QRP-Geräten und besonders für CWisten bietet sich der O-QRP-Contest (noch ein http-ohne-s 🙄) am 5.-6. Juli 2025 an. Aber meine Hauptempfehlung gilt der Weltmeisterschaft am 12.-13. Juli 2025.
Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht naheliegend, mit einem kleinen, überschaubaren Contest zu beginnen, vielleicht mit einem lokalen Aktivitätsabend oder ähnlichem. Das geht, aber ich rate dazu, erste Erfahrungen gleich bei einer Stippvisite in einem großen, etablierten Contest zu sammeln. Wenn die Bänder brodeln, ist mühsames Suchen nach Conteststationen überflüssig. Es fällt leicht, erst einmal zwei oder drei Stationen nur zuzuhören, die ein QSO nach dem anderen abwickeln, um ein eigenes Gefühl dafür zu entwickeln, wie das alles läuft. Bei kleinere Contesten ist eher lang andauerndes CQ-Rufen zu hören.
Wer sich von diesem Text motivieren lässt, es mal zu versuchen, dem wünsche ich herzlich:
Viel Spaß im Contest!
Wer kommentieren möchte und einen Fediverse-Zugang hat, kann https://mastodon.radio/@dj3ei/114768589066742764 beantworten.
Dieser Text ist eine Adaption für diesen Blog eines Artikels, den ich zuerst in der Amateurfunkzeitschrift CQ DL des DARC veröffentlicht habe. Ich hatte beim ursprünglichen Einreichen des Artikels mit der Redaktion vereinbart, dass das Material der CQ DL nur für eine initiale Frist exklusiv zur Verfügung stehen würde. Die ist inzwischen um.